Abstrakt:
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Darstellung der Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung in tschechischen und deutschen Schulbüchern. Es werden tschechische Lehrwerke vor und nach der Wende getrennt behandelt bzw. Lehrwerke aus der BRD vor und nach 1989 sowie aus der DDR. Die Schilderung dieser historischen Ereignisse unterliegt in totalitären tschechischen oder deutschen Schulbüchern ganz stark, in demokratischen Schulbüchern der BRD vor 1989 ganz leicht aber deutlich ideologischen und propagandistischen Intentionen des Staates in Bezug auf die „andere Seite“, während in den deutschen sowie tschechischen nach der Wende herausgegebenen Schulbüchern, speziell dann nach 2000, eine starke Synergie der historischen Auffassung zu sehen ist, Empathie für die andere Seite in strittigen historischen Augenblicken, Objektivität und Respekt vor historischen Daten, wobei man eine kritische Einstellung gegenüber den Taten des eigenen Staats bzw. Volks nicht verbirgt. Zugleich tendieren alle einschlägigen Lehrwerke zu einer multiperspektivischen, zweifelhaften, kritischen Auffassung, wo die Schüler aufgefordert werden, selbständig nach zusätzlichen alternativen Quellen, Rückfragen und Meinungen zu suchen und die auszuwerten. Oft werden diese Ereignisse ebenfalls Bestandteil eines breiteren Kapitels „Migration“, das eine längere Zeitspanne beinhaltet.