Abstrakt:
Deutsche Familienzugehörigkeitsnamen (weiter nur Familiennamen) in der tschechischen Gesellschaft sind Zeugen eines jahrhundertlangen gemeinsamen Zusammenlebens zweier sich zum Teil selbst unterschiedlich definierenden Identitäten. Politische Entscheidungen führten dazu, dass die damalige deutsche Minderheit 1945 aus der Tschechoslowakei vertrieben (aus der Sicht der Tschechen ´ausgesiedelt´) wurde. Verloren gingen dadurch auch viele deutsche Familiennamen. Ab 1945 beantragten einige hunderte Bürgerinnen und Bürger der Tschechoslowakei eine Änderung ihres deutschen Familiennamens zu einem, für sie und die Gesellschaft erkennbaren, „nichtdeutschen“ Familiennamen, wobei der ursprüngliche Familienname in vielen Fällen nicht völlig verschwunden ist. Der Beitrag stellt die Ergebnisse einer Forschung vor, die sich mit ebendiesem Phänomen in der ostböhmischen Stadt Pardubice (Pardubitz) beschäftigte. Ebenfalls wird gezeigt, ob die Beibehaltung eines Namens, die einen eindeutigen deutschen Ursprung aufweist, als Identitätsmerkmal des Namenträgers oder -trägerin betrachtet werden kann. Hierbei wird auch auf die Besonderheit der Namensgebung bei den weiblichen Familienangehörigen durch ein Morvierungssuffix eingegangen.