Abstrakt:
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den bedeutenden Pädagogen und
Reformatoren Johann Heinrich Pestalozzi aus der Sicht seiner weniger bekannten
philosophischen Ansichten und Theorien darzustellen. Die Autorin geht von einer Analyse
Pestalozzis Schrift Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung
des Menschengeschlechts (1797) aus und diskutiert seine grundlegenden philosophischen
Themen.
Pestalozzis Anthropologie widmet sich der Frage nach dem Zusammenhang
zwischen der „sinnlichen“ und der „höheren“ Natur des Menschen. Sowohl die „höhere“ als
auch die „niedere“ Natur des Menschen kommen bei Pestalozzi zu ihrem vollen Recht. Er
definiert drei Zustände der menschlichen Entwicklung – der Naturzustand („unverdorben“
und „verdorben“), der gesellschaftliche und der sittliche Zustand – und zeigt ihre
gegenseitige Verbindung. Die tierische Natur des Menschen sowie das gesellschaftliche
Existieren versteht Pestalozzi als Voraussetzungen und Bedingungen für die sittliche
Existenz des Einzelnen. Die Sittlichkeit des Menschen ist nur als eine dem Individuum
gewährte Möglichkeit zu sehen. Sie beruht auf einer ganz selbständigen, vom Tierischen
und Gesellschaftlichen unabhängigen, inneren Kraft des Individuums.
In Pestalozzis philosophischen Ansichten sind vor allem die Einflüsse von J. J.
Rousseau und I. Kant zu finden. Im letzten Teil dieses Artikels werden die wichtigsten
Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der einzelnen philosophischen Auffassungen
behandelt.